Karin Kneffel
in München
Galerie Jahn und Jahn
Face the Face
25.10.2024 — 18.01.2025
Galerie Jahn und Jahn
Face the Face
25.10.2024 — 18.01.2025
Die Ausstellung Face the Face von Karin Kneffel in der Münchner Galerie Jahn und Jahn präsentiert eine Serie an Doppelbildnissen gleichen Formats. Während ein Bild stets das Gesicht einer Frauenfigur zeigt, handelt es sich bei dem jeweiligen Bildpartner um das Antlitz eines Kleinkindes. Kolorit und Erscheinungsbild der Köpfe lassen auf ihren Ursprung in skulpturalen Vorbildern schließen. Die Darstellung von Mutter und Kind hat ihren festen Platz in der christlich religiösen Kunst des Mittelalters bis in die Neuzeit. Unzählige Gemälde und Plastiken wurden über Jahrhunderte hinweg der Gottesmutter mit dem Jesusknaben gewidmet, sodass es sich zweifelsohne um eines der populärsten Motive der westlich geprägten Kunstgeschichte handelt. Den kleinen Marienskulpturen, die einstmals in Klöstern und andernorts der Andacht von Gläubigen und Klerus dienten, wohnt aufgrund ihrer Materialität und Bestimmung in unseren Augen bisweilen eine etwas „hölzerne“ Frömmigkeit und naive Religiosität inne. Letzteres schreckte auch die Künstlerin davon ab, sich früher diesem Thema anzunehmen, bis sie durch aufmerksame Anschauung und Auseinandersetzung das Potential solcher Frauendarstellungen als Identifikationsfiguren erkannte: Ganz auf sich selbst zurückgeworfen, betrübt und liebend zugleich, ahnen und ertragen sie ungerührt mit meist in sich gekehrtem Blick das in der Zukunft liegende unvermeidliche Unheil. Anders als in den Holzplastiken, sind bei Kneffel Mutter und Kind voneinander getrennt, aber nicht isoliert, denn sie nehmen auf vielfältige Weise kompositorisch und farblich Bezug aufeinander, sodass sie ein untrennbares Duo bilden. Die Köpfe sind stark vergrößert und von eindringlicher Präsenz. Die Künstlerin hat darauf geachtet, die ursprünglichen Proportionen der Mutter-Kind-Figuren zu wahren. So ist das Gesicht der Frau fast immer angeschnitten und passt in das gleiche Bildformat wie das ihres Kindes. Durch die Überführung in Malerei gelingt Kneffel phänomenologisch Bemerkenswertes: In der Betrachtung verschwinden die Bildvorlagen selbst Stück für Stück, die Charakteristika der Statuen treten in den Hintergrund, während die abgebildeten weiblichen Züge eine Verlebendigung erfahren. Die Abbildung von Mutterschaft war in diesem Kontext nicht zweckfrei und indem Kneffel die Frauenbildnisse von allem religiösen Zierrat befreit, ihnen ihren eigenen Platz, ihr eigenes Bild neben dem ihres Kindes zuweist, öffnet sie neue Gedankenwelten, schafft andere Bedeutungsebenen und Lesbarkeiten.
Dabei sind nicht alle Gemälde dieser Serie auf Fotos von Holzskulpturen zurückzuführen, welche die Künstlerin über Jahre hinweg in Museen und Kirchen angefertigt hat. Unter die Madonnen reiht sich eine ein, die auf ein KI-generiertes Vorbild zurückgeht. Ein weiteres Bildpaar zeigt Kneffels Schwiegertochter mit Enkelkind. In dieser Konstellation bedingen sich die Bildnisse gegenseitig: In der Malerei durchleben die realen Figuren eine subtile Transformation hin zu einem plastisch geformten Erscheinungsbild, während Skulpturales lebendige Steigerung erfährt.
Karin Kneffel
in Düsseldorf
KAI 10 | Arthena Foundation
Frozen Mirrors
31.10.2024 — 26.04.2025
KAI 10 | Arthena Foundation
Frozen Mirrors
31.10.2024 — 26.04.2025
Ist der Stillstand der Zeit eine größere Illusion als täuschend echt wiedergegebene Gegenstände? Welche Bedeutung hat der bewusst inszenierte stilllebenhafte Stillstand in einer Zeit, die von bewegten Bildern geprägt ist? Diese Fragen stehen hinter der Ausstellung Frozen Mirrors. Der Titel ist dabei inspiriert von Umberto Ecos Bemerkung in „Über Spiegel und andere Phänomene“, die fotografische Oberfläche sei ein „Gefrierspiegel“. Gespiegelte Bilder waren bis zur Erfindung der Fotografie die einzigen, die nicht vollständig von Menschenhand stammten. Allerdings können Spiegel das Bild, das sie zeigen, nicht bewahren, nicht zeitlich stillstellen. Das Festhalten, „Einfrieren“, eines Moments oder Ereignisses wurde erst durch den fotografischen Schnappschuss technisch möglich.
Die in der Gruppenausstellung gezeigten Werke reflektieren den Stillstand der Zeit in einem Umfeld, in dem wir ständig von bewegten Bildern umgeben sind. Zu sehen sind unter anderem „fotorealistische“ Bilder, die gar nicht auf Fotografien basieren; Objekte, die in exakter Lebensgröße oder monumental vergrößert wiedergegeben sind; Inszenierungen realer Gegenstände, die wie Trompe-l'Œils ihrer selbst wirken; Fotografien von stilllebenhaft arrangierten Alltagssituationen oder solche, die längere Zeiträume ineinander blenden. Die Ausstellung Frozen Mirrors widmet sich damit Aspekten der Illusion und wie diese in der heutigen Kunst reflektiert werden. Unter den ausgestellten Künstler:innen befinden sich neben u.a. Guillaume Bijl, Lilla von Puttkammer und Michael Wesely auch die Malerin Karin Kneffel.