Zu Beginn des Festaktes begrüßte die LVM ihre Gäste musikalisch mit der Uraufführung eines auf die Sekunde exakt bemessenen Musikstückes von und mit Jan Klare. Der Münsteraner erarbeitet stets mit großem Interesse und äußerst sorgfältig Musikproduktionen abseits bekannter Hörgewohnheiten.
Bei diesem Musikstück, eigens zum 125-jährigen Jubiläum komponiert, drehte sich alles um die Zahl 5:
5 x 5 x 5 = 125
5 Musiker:innen
5 Minuten
5/4 Takt.
Es besteht aus zwei Samples, die vorwärts und rückwärts gespiegelt werden. Auf mikro-rhythmischer Ebene finden sich weitere Zeitschichten – die 5/4 Takte teilen sich weiter in 4er und 3er Einheiten auf. Damit wird das empfundene Tempo subtil, aber spürbar verlangsamt oder beschleunigt. Technisch geschieht dies, in dem jede:r der 5 Musiker:innen über einen Kopfhörer drei verschiedene Tempi hört und immer wieder zwischen diesen wechseln muss.
Die Komposition bewegt sich im Bereich der Minimal Music und zählt somit zum Musikstil der Neuen Musik, die sich in den 1960er Jahren in den USA entwickelte. Sie knüpft an die sinfoninsche Dichtung Also sprach Zarathustra von Richard Strauss an, die vor 125 Jahren uraufgeführt wurde, dabei in ihrer musikalischen Emotionalität auch heute noch wirkt.
Auch das gewählte Instrumentarium ist im Sinne einer zeitgemäßen Einordnung eine Mischung aus analogen und digitalen Instrumenten. Somit wird in verschiedenen Facetten gleichermaßen ein historischer Bezug erstellt wie ein musikalischer Blick in die Zukunft. Trotz all dieser intellektuellen Parameter war es Jan Klare bei der Erschaffung der Komposition ein großes Anliegen, die Gäste zu verführen und den Verstand als Resonanzraum mitschwingen zu lassen – besonders wichtig aufgrund des Wissens darum, dass es eine exakt 5-minütige Punktlandung werden würde und 5 Minuten eigentlich keine Zeit sind, in der man eine neue Geschichte vollständig erzählen kann.