Häufig bildet die persönliche Biographie eines Künstlers die Grundlage seiner Werke, insbesondere in der gegenständlichen Malerei. Auch das Gemälde Anne reclinada en la orilla, auf Deutsch Anne am Ufer des Meeres liegend, des auf Kuba geborenen Künstlers Diango Hernández aus dem Jahr 2016 zeigt eine sehr persönliche Situation: Das Bild zeigt die Frau des Künstlers, die deutsche Künstlerin Anne Pöhlmann, an einem Strand liegend. Das Bild wirkt damit wie ein typisches Urlaubsbild, das für den privaten Gebrauch bestimmt ist. Dagegen spricht allerdings nicht nur das große Format des Bildes, sondern auch die ins Abstrakte gehende Maltechnik. Hernández verwendet hier, wie auch in der Skulptur Calma, das für ihn charakteristische Motiv der Welle. Die Welle verweist bei Hernández einerseits auf seine Kindheitserinnerungen an das karibische Meer und die damit zusammenhängende Unbeschwertheit. Andererseits benutzt der Künstler die Welle als Symbol für Sprache, insbesondere für die sich immer wiederholenden, ausufernden politischen Reden Fidel Castros. Die Welle ist für Hernández also weit mehr als ein ästhetisches und persönliches Zeichen, und so thematisiert das Gemälde auch die enge Verbindung, sowie das Spannungsverhältnis, zwischen Privatem und Politischem.